, Kaschta Adrian

Eine Bucht in der es nach Knoblauch riecht... 3. Teil von Immo's Reise auf der Elbe

Immo berichtet von seiner Elbe-Tour 2021

04.09.2021
Draußen ist Nebel und ein kalter Wind. Das System mit großem Anker an Land und kleiner Anker nach hinten raus, bewährt sich gut. Die Position hat sich über Nacht nicht verändert. Wenn große Schiffe vorbeikommen, mit Sog und Wellenschlag, könnte sich die Situation ändern. Aber bisher sind über Nacht keine Schiffe vorbeigekommen. Das würde ich hören.
Zum zweiten Frühstück wird es Tomatenbrot mit Schnittlauch geben. Ich habe gerade am Ufer eine ganze Schnittlauch-Plantage entdeckt, irgendwie wächst das Zeug hier völlig wild.
 
Gegen 10 Uhr habe ich die Anker gelichtet und bin weiter. Nur die Sonne ist leider weg und es weht ein kalter Nordwind. So warm habe ich mich, glaube ich, auf der ganzen Fahrt noch nicht angezogen. Selbst eine Mütze über die Ohren weil es so kalt ist. Komme jetzt auf Lutherstadt Wittenberg zu. Bei Kilometer 212 mal gucken... vielleicht gibt's da ja ein Mittagessen.
Die Sonne ist zurück und es wird langsam warm. In Lutherstadt Wittenberg habe ich irgendwie keinen einladenden Anleger gesichtet und bin weitergefahren. Habe unterwegs Mittagspause gemacht….
In Coswig dann festgemacht, aber oberhalb des Anlegers war es brechend voll mit Wohnmobilen, Camping etc.
Kläffende Köter "Modell Fußhupe" und noch eine Hochzeitfeier mit prolligen Harly-Bikern. Also nur schnell 10 Liter Benzin holen und bloß weiter.
 
18:30 Uhr (km 241,5)
wie üblich über die Buhne geankert. Höre jetzt leider eine Autobahn, die in einiger Entfernung liegt. Da gibt's nur eins, Anker lichten und ruhigen Platz suchen. Ist ja noch ein bisschen Zeit bis es dunkel wird.
Auf jeder 3. Buhne sitzt ein Angler. Es muss das wahre Paradies für Angler an der Elbe sein.
Kurz vor km 249 dann die perfekte Bucht mit Sandstrand gefunden.
 
19:30 Uhr
Anker ist fest.


05.09.2021
Mittags habe ich bei Kilometer 268 in einem kleinen Hafen festgemacht. Oberhalb das Restaurant "Elbterrassen zu Brambach".  Super leckeres Essen! Kann man nur empfehlen.
 
16:30 Uhr
Habe bei km 283 Anker geworfen. Eine schöne Bucht in der es nach Knoblauch riecht? Traue meiner Nase nicht, aber irgendwie riecht es danach.  Oberhalb 
ein Steilhang mit einem großem Kiefernwald. Mal schauen, ob ich den heute oder morgen erkunden kann.
 
18:00 Uhr
Gerade kommt ein Jollenkreuzer die Elbe hoch. Mit gefühlten 3 PS Flautenschieber kommt er so gerade noch gegen die Strömung an. Habe zwar heute einige Segelboote gesehen, aber alle nicht unter Segel. Schönes Wetter aber kein Wind…..  Die Elbe wäre hier breit genug.
 
19:00 Uhr
Nachmittags beim Festmachen hatte ich schon kurz den Gedanken, dass es sich hier um mosquitoverseuchtes Gebiet handeln könnte. Das hat sich nun gegen Abend bestätigt, aber ich werde jetzt trotzdem einen Landgang versuchen.
 
Sofort werde ich von einer Wolke Moskitos empfangen. Bloß nicht stehen bleiben. Dann werden es noch mehr. Kämpfe mich durch ein Gestrüpp von Brennesseln, Schilfgras, alten Weidenbäumen bis zum Steilhang vor und finde auch den Wildtierpfad nach oben. Eine herrliche Aussicht auf die Elbe runter und das ganze mit Sonnenuntergang - aber bloß nicht stehen bleiben - die Moskitos!
Es führt ein kleiner Wildtier- oder Trampelpfad oben entlang und ich folge ihm. Nun bestätigt sich meine Wahrnehmung. Hier oben wächst Knoblauchrauke! Dann kommen aus dem Nichts zwei Wegweiser in eine Richtung, wo es keinen Weg gibt und auf den Schildern ist nichts mehr zu erkennen. Google Maps versagt. Kein Empfang. Ich gehe ein Stück weiter und dann höre ich unten am Hang im Gestrüpp Wildschweine, die gar nicht freundliche Geräusche von sich geben und Frischlinge scheinen auch dabei zu sein. Kein Baum, den ich schnell erklimmen könnte. Also dicken Knüppel suchen und vorsichtiger Rückzug zum Boot. 
Zum Glück habe ich noch, bevor ich losgefahren bin, ein Moskitonetz genäht, dass man in den Niedergang vom Boot hängen kann, das bewährt sich bestens. So kann ich noch ein bisschen die Dämmung genießen.


06.09.2021
06:00 Uhr
Draußen ist dichter Nebel ich drehe mich noch mal und schlafe noch ne Runde. 
 
07:00 Uhr
Immer noch Nebel, aber jetzt brauche ich einen leckeren Kaffee und Frühstück.
 
08:00 Uhr
Langsam brennt sich die Sonne durch den Nebel. Sieht ein bisschen aus wie Vollmond. Wunderschöne Spinnennetze, die man jetzt durch den Tau viel besser sehen kann.
Es sind nur noch ca. 50 Kilometer bis Magdeburg. Dann habe ich den Elbe-Törnführer Band 1, sozusagen, abgearbeitet. Dieses Kartenwerk von Doris und Andreas Saal ist wirklich gut. 330 km sind es dann, für die man sich eigentlich schon viel mehr Zeit nehmen sollte, wenn man das Umland mit erkunden möchte.
Den Führer für den Binnenfahrtensport vom Motoryachtverband finde ich schon enttäuschend. Brücken-Angaben fehlen ganz, Fehler bei den Gierseilfähren, und und und. Da gibt es noch viele Hausaufgaben zu machen.
 
10:20 Uhr
Tank aufgefüllt und Anker gelichtet, kein Wind..   
Endlich mal einen Paddler entdeckt, der hier auch am Fluss übernachtet hat. Er lag nur fünf Buhnen weiter als ich.
(Km 283) Viele schöne Buchten zum festmachen.
Am Strand kann man die Schleifspuren sehen, wo die Biber sich Äste von Land sich ins Wasser gezogen haben.
 
13:00 Uhr (km 291)
Gerade als ich die Gierseilfähre bei Barby passieren will, fährt diese los und mach den Fluss zu. Also aufstoppen und gegen den Strom 10 min. gegenan. Diese Fährleute brauchen, glaube ich, dieses handeln, damit sie eine gewisse Genugtuung über ihr Recht haben. Denn machen dürfen sie das nur bei Sportbooten, aber nicht bei der Berufsschifffahrt. Zur Entlastung dieses Fährmannes muss ich sagen, dass hier wirklich viel los war und er somit auch versucht, den Ansturm zu bewältigen.
 
Bootfahren macht unglaublich hungrig. Deshalb habe ich in Nähe der Fähre an einem Anleger festgemacht. Habe mit der Fähre übergesetzt und am anderen Ufer, in einem kleinen Wirtshaus und Pension, Mittag gegessen. Super nette, freundliche und aufmerksame Menschen. Gerne komme ich hier wieder vorbei.
 
16:30 Uhr (km 304)
Nun bin ich kurz vor Magdeburg und mache noch mal eine Pause, um in Ruhe darüber nachzudenken, ob ich denn heute noch in Magdeburg festmachen möchte, oder aber lieber noch in dieser schönen Bucht bleibe.
 
18:30 Uhr
Die Entscheidung ist gefallen. Ich bleibe und morgen geht es erst weiter. Ich bin hier inmitten einer Auenlandschaft. Wiesen mit sogenannten Solitär-Bäumen. Riesige Eichen und Weiden - uralt! Einfach mächtige Erscheinungen. Teilweise abgestorben, aber auch hier findet die Natur sofort wieder Platz. Raubvögel nutzen das als Ansitz und Spechte haben viel zu hacken. Es ist schön zu sehen, dass man die Natur hier einfach zufrieden lässt und nicht alles ordnet.
Auch tote Bäume haben ihre Berechtigung stehenzubleiben und müssen nicht immer zwingend entfernt werden.
 
07.09.2021
 
09:00 Uhr
Seit ca. 6 Uhr bin ich auf und genieße den Morgen, wie er langsam erwacht.
In Ruhe frühstücken, am Reisebericht (eigentlich ist es ja auch irgendwie Logbuch) schreiben, Karten studieren, Fotos auswerten. Oft ist unterwegs auf dem Fluss nicht viel Zeit gezielt zu fotografieren, da geht dann nur "Klick". Bei Sonne kann ich auch oft auf dem Display Nichts erkennen, höchstens vermuten. 
 
Seit der ersten Woche, die ich unterwegs war, höre ich kein Radio mehr. Deutschlandfunk ist unterwegs eigentlich immer eine gut Wahl. Interessante Berichte, manchmal gute Musik und am allerwichtigsten Wetterbericht und auch Seewetterbericht (da bin ich noch nicht 🤔). Einfach Mal nicht hören was dort draußen in der Welt so los ist. 
 
🤔 Ist ein Boot / Schiff mit weiblicher Besatzung eigentlich unbemannt?? 
 
12:30 Uhr
Im Yachthafen Magdeburg Zollelbe festgemacht.